Naturgefahren-Karte

Im Zug eines Baubewilligungsverfahrens begegnet man seit gut zwei Jahren in den Berggemeinden der sogenannten "Naturgefahren-Karte". Nach dem Unglück in Brienz (wars 2005?) als ein Murgang (Schlammlawine) drei Häuser wegriss und mehreren Menschen das Leben kostete, entschloss sich der Kanton eine Gefahrenkarte zu erstellen. Darauf wird das Gebiet einer Gemeinde in vier Gefahrenzonen eingeteilt: weiss für gefahrloses Wohnen und Bauen, gelb mit geringer Gefährdung, blau mit mittlerer Gefährdung und rot für die hohe Gefährdung. Baugrundstücke, die in die rote Zone geraten sind (meistens in der Nähe von unverbauten oder ungenügend verbauten Bergbächen) durften seit der Gültigkeit der Karte nicht mehr bebaut werden und verloren über Nacht ihren Wert als Baugrundstück. Im Falle eines Brandes (oder anderweitigen Schadens) darf das Gebäude nicht wieder aufgebaut werden. Im blauen Bereich darf weiterhin gebaut werden, allerdings müssen Schutzmassnahmen (sprich Mauern oder Wälle) ergriffen werden um die Gebäudeöffnungen (sprich Türen, Fenster, Lichtschächte, Garageneinfahrten, etc.) zu schützen.
Unser Grundstück ist nur sehr knapp dem Vedikt "rote Zone" entgangen und liegt jetzt also in der blauen Zone. Das bedeutet, das wir irgendeine Mauer auf der südlichen Seite (Bergseite) bauen müssen. Bis vor einem Jahr, kam der Oberkreisingenieur das Grundstück besichtigen und gab seine Empfehlung ab, die standardmässig "Mauer, 1 Meter hoch vor den Eingängen" lautete. Kostenpunkt 250,- CHF.
Seit neustem aber ist es so, dass man ein Fachgutachten vorweisen muss, um die Baubewilligung zu erhalten. Weder gab es ein weiteres Unglück, noch hat sich etwas an der Gefahrensituation geändert und dennoch wurde das Vorgehen geändert. Entdeckt wurde einzig eine neue Geldmaschine.
Und das geht so: Der Kanton beauftragt das Büro Geo7 mit der grundlegenden Erfassung und Berechnung der Gefahrensituation, die vom nahen Bach aus geht, der, wohl gemerkt, verbaut ist. Kostenpunkt: unbekannt, aber mit ziemlicher Sicherheit ein paar Zehntausend Franken.
Aufgrund dieser Berechnung geraten mehrere bebaute Grundstücke in die rote Zone. Die Besitzer dieser Häuser (ca. 120-80m von unserer Parzelle entfernt), beauftragen daraufhin dasselbe Büro mit der Berechnung der Schutzmassnahmen, die ergriffen werden müssten um ihre Parzellen so zu schützen, dass diese mindestens in der blauen Zone liegen würden.
Kostenpunkt: 7500,- CHF für 7 Seiten (inkl. Titelblatt), auf denen nichts Neues augesagt wird, das nicht schon aus der Gefahrenkarte herausgelesen werden kann.
Die einzige Schlussfolgerung aus diesem Bericht, die weiterbringt ist, dass die Verbauung des Baches erweitert werden müsste und damit die Gefahr für den ganzen westlichen Teil des Dorfes verringert bis ausgeschlossen würde. Aber: der Kanton und die Gemeinde haben kein Geld und darum ist frühestens in 10 Jahren mit einer Investition in diesem Bereich zu rechnen. Also werden die Kosten auf die Privaten abgewälzt.
Und ein anderes Detail in diesem Bericht macht mich stutzig: nach der Wahrscheinlichkeit gefragt, wann denn mit einer Gefahr von diesem Bach zu rechnen sei, geben die Geologen eine Wahrscheinlichkeit von 0% (!) innerhalb der nächsten 30 Jahre an. Reale Gefahr droht dem Gebiet erst in ungefähr 300 Jahren (!!!!). Na, da hätte man dich doch genügend Zeit um auf die Verbauung zu warten!
Und jetzt kommen wir. Nachdem das Büro Geo7 also schon zwei Berechnungen für ein und das gleiche Gebiet erstellt hat, müssen natürlich auch wir ein Fachgutachten für unser Bauvorhaben bringen. Kostenpunkt: 2500,- CHF! Dafür, dass man dann am Ende eine 1 Meter hohe Mauer (wie zu Zeiten des Kreisoberingenieurs) wird bauen müssen, ein teuerer Spass.
Wir werden uns gegen diese kantonale Abzocke wehren und versuchen eine kostenfünstiger Möglichkeit zu finden, um dieses Problem zu lösen.
Wüstenfuchs - 1. Feb, 13:56

PS: wir haben ein Büro gefunden, dass den Fachbericht für 2000,- CHF macht. Nach zwei Tagen telefonischem "Gestürms" (wie die Schweizer sagen), geben wir uns mit diesem Betrag "zufrieden".

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