Fachleute

Montag, 24. Januar 2011

Naturgefahren-Karte

Im Zug eines Baubewilligungsverfahrens begegnet man seit gut zwei Jahren in den Berggemeinden der sogenannten "Naturgefahren-Karte". Nach dem Unglück in Brienz (wars 2005?) als ein Murgang (Schlammlawine) drei Häuser wegriss und mehreren Menschen das Leben kostete, entschloss sich der Kanton eine Gefahrenkarte zu erstellen. Darauf wird das Gebiet einer Gemeinde in vier Gefahrenzonen eingeteilt: weiss für gefahrloses Wohnen und Bauen, gelb mit geringer Gefährdung, blau mit mittlerer Gefährdung und rot für die hohe Gefährdung. Baugrundstücke, die in die rote Zone geraten sind (meistens in der Nähe von unverbauten oder ungenügend verbauten Bergbächen) durften seit der Gültigkeit der Karte nicht mehr bebaut werden und verloren über Nacht ihren Wert als Baugrundstück. Im Falle eines Brandes (oder anderweitigen Schadens) darf das Gebäude nicht wieder aufgebaut werden. Im blauen Bereich darf weiterhin gebaut werden, allerdings müssen Schutzmassnahmen (sprich Mauern oder Wälle) ergriffen werden um die Gebäudeöffnungen (sprich Türen, Fenster, Lichtschächte, Garageneinfahrten, etc.) zu schützen.
Unser Grundstück ist nur sehr knapp dem Vedikt "rote Zone" entgangen und liegt jetzt also in der blauen Zone. Das bedeutet, das wir irgendeine Mauer auf der südlichen Seite (Bergseite) bauen müssen. Bis vor einem Jahr, kam der Oberkreisingenieur das Grundstück besichtigen und gab seine Empfehlung ab, die standardmässig "Mauer, 1 Meter hoch vor den Eingängen" lautete. Kostenpunkt 250,- CHF.
Seit neustem aber ist es so, dass man ein Fachgutachten vorweisen muss, um die Baubewilligung zu erhalten. Weder gab es ein weiteres Unglück, noch hat sich etwas an der Gefahrensituation geändert und dennoch wurde das Vorgehen geändert. Entdeckt wurde einzig eine neue Geldmaschine.
Und das geht so: Der Kanton beauftragt das Büro Geo7 mit der grundlegenden Erfassung und Berechnung der Gefahrensituation, die vom nahen Bach aus geht, der, wohl gemerkt, verbaut ist. Kostenpunkt: unbekannt, aber mit ziemlicher Sicherheit ein paar Zehntausend Franken.
Aufgrund dieser Berechnung geraten mehrere bebaute Grundstücke in die rote Zone. Die Besitzer dieser Häuser (ca. 120-80m von unserer Parzelle entfernt), beauftragen daraufhin dasselbe Büro mit der Berechnung der Schutzmassnahmen, die ergriffen werden müssten um ihre Parzellen so zu schützen, dass diese mindestens in der blauen Zone liegen würden.
Kostenpunkt: 7500,- CHF für 7 Seiten (inkl. Titelblatt), auf denen nichts Neues augesagt wird, das nicht schon aus der Gefahrenkarte herausgelesen werden kann.
Die einzige Schlussfolgerung aus diesem Bericht, die weiterbringt ist, dass die Verbauung des Baches erweitert werden müsste und damit die Gefahr für den ganzen westlichen Teil des Dorfes verringert bis ausgeschlossen würde. Aber: der Kanton und die Gemeinde haben kein Geld und darum ist frühestens in 10 Jahren mit einer Investition in diesem Bereich zu rechnen. Also werden die Kosten auf die Privaten abgewälzt.
Und ein anderes Detail in diesem Bericht macht mich stutzig: nach der Wahrscheinlichkeit gefragt, wann denn mit einer Gefahr von diesem Bach zu rechnen sei, geben die Geologen eine Wahrscheinlichkeit von 0% (!) innerhalb der nächsten 30 Jahre an. Reale Gefahr droht dem Gebiet erst in ungefähr 300 Jahren (!!!!). Na, da hätte man dich doch genügend Zeit um auf die Verbauung zu warten!
Und jetzt kommen wir. Nachdem das Büro Geo7 also schon zwei Berechnungen für ein und das gleiche Gebiet erstellt hat, müssen natürlich auch wir ein Fachgutachten für unser Bauvorhaben bringen. Kostenpunkt: 2500,- CHF! Dafür, dass man dann am Ende eine 1 Meter hohe Mauer (wie zu Zeiten des Kreisoberingenieurs) wird bauen müssen, ein teuerer Spass.
Wir werden uns gegen diese kantonale Abzocke wehren und versuchen eine kostenfünstiger Möglichkeit zu finden, um dieses Problem zu lösen.

Donnerstag, 16. Juli 2009

Der Herr Bauphysiker

Heute war ich mit unserem Architekten beim Bauphysiker, der uns den Energieverbrauch unseres Hauses berechnen soll. Da wir aber nicht einfach ein Haus bauen wollen, dass "nur" gut genug gedämmt ist um den Vorschriften zu genügen, sondern da wir auf den "Minergie-P"-Standard kommen wollen, muss die Dämmung nicht nur gut, sondern sehr gut sein. Minergie-P bedeutet, dass ein Haus so gute Dämmwerte aufweist, dass man eigentlich keine Heizung mehr braucht, aber ein Belüftungssystem.
Wie dem auch sei. Der Herr Bauphysiker setzte bei meinem Anblick (ohne die Begleitung meines Ehemannes) ein gönnerhaftes Lächeln auf. Was wohl so viel heissen sollte wie "Ach, nur eine Frau! Die hat ja sowie so keine Ahnung." Wer sich schon als Frau in der Männerdominierten Baubranche bewegt hat weiss, dass das eher die Norm als abnorm ist. Aber dennoch: genervt hat trotzdem. Aber ich bin ja ein netter Mensch und dachte mir:"Warten wir mal ab."
So setzte ich mich also mit dem Herrn Architekten und dem Herrn Bauphysiker brav an den Tisch und überliess dem Architekten die Einführung des Projekts. Man(n) kannte sich ja.
Als ich dann, in einem luftholenden Moment des Architekten, bemerkte, dass wir das Untergeschoss und so viel wie möglich des Obergeschosses mit ISORAST-Steinen zu bauen gedächten, erntete ich zwei herabgezogene Mundwinkel des Bauphysikers.
Auf meine Frage, ob er das Produkt kenne, meinte der gute Mensch:"Nein, das kenne ich nicht. Aber das wird wohl so ein Kunststoffstein sein. Ich bin aber nicht so Fan davon."......????? Wie bitte? Kenn ich nicht, mag ich nicht? Und das soll die Antwort eines Fachmannes sein?
Trotz seiner Behauptung, er kenne das Produkt nicht, kam er im Laufe des Gesprächs dann doch mit lauter "Ueberzeugungen" daher (die üblichen: Nicht atmungsaktiv = falsch, Keine guten Dämmwerte = falsch, Kunstoff kann nicht gesund sein = falsch...etc...). Oder sollte ich es besser beim Namen nennen und es als Vorurteile bezeichnen?
Eigentlich hätte ich spätestens an diesem Punkt das Gespräch abbrechen können, aber da ich ein netter Mensch bin, stand ich das Meeting bis zum Schluss durch.
Neben der Tatsache, dass er gegenüber neuen Materialien keine sehr professionelle Haltung einnahm (professionell wäre meiner Meinung nach sich Infos zu beschaffen und sich eine MEINUNG zu bilden), liess er mich immer spüren, dass ich kein vollwertiger Ansprechpartner für ihn sei, in dem er hauptsächlich mit dem Architekten sprach, ausserdem reagierte er gereizt, wenn ich auf seine Fachausdrücke mit ebensolchen parierte. Alles in allem also ein ziemlich unangenehme Veranstaltung mit viel "Gegrössele" ( sich aufspielen) und Machismo.
Ich denke, dass wir auf die Offerte dieses Menschen verzichten werden. Es gibt ja noch andere in diesem Metier.

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